Rezension: Terry Pratchett – I Shall Wear Midnight

Montag, 25. Oktober 2010, 13:57
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Anders als einige Pratchett-Fans, die ich kennen gelernt habe, mag ich seine Tiffany Aching Serie. Und nur, weil es eine Jugendbuchserie ist, halte ich sie nicht für schlechter als die anderen Scheibenwelt-Romane. Auch sind es nicht nur die Nac Mag Feegle, die mich an der Geschichte reizen, obwohl ich zugebe, dass ich sie gerne laut lese, weil es einfach Spaß macht (Hier bricht mein snobismus durch: auf deutsch machen sie nicht einmal halb so viel Spaß).

Nachdem dies aus der Welt geschafft ist: I Shall Wear Midnight, der vierte Band der Tiffany-Serie, ist definitiv der schwächste. In ihm wird leider der Trend fortgesetzt, der sich schon in Unsean Academicals andeutete.

Tiffany ist inzwischen 16 und es hat sich einiges in ihrer Umgebung getan. Sie ist inzwischen vollständig die Hexe des Chalks, was, wie jeder weiß, der die neueren Hexenbücher gelesen hat, nicht bedeutet, dass man viel zaubert und Kinder verspeist, sondern dass man der mobile soziale Hilfsdienst rund um die Uhr für alle Menschen der Umgebung ist. Leider läuft nicht alles rund: Roland (dieser treulose Hund) hat sich jemand anderen gesucht, die Menschen sprechen über das Übel, das Hexen mit sich bringen und ein Augenloser Mann taucht auf, der irgendwas damit zu tun hat.

Warnung: Ab hier werden Inhalte verraten, ohne Rücksicht auf Verluste

Als Rolands Vater stirbt, fliegt Tiffany nach Ankh-Morpork, um Roland mitzuteilen, dass er der neue Baron ist. Auf dem Weg dorthin begegnet sie dem Augenlosen Mann zum ersten Mal.

Natürlich ist der Augenlose Mann hinter Tiffany her und es besteht die Gefahr, dass er sie übernehmen könnte, was ein wenig stark an den Hiver erinnert.

Die Ankh-Morpork-Episode gibt uns Gelegenheit, einige alte Bekannte wiederzusehen, die da sind: Carrot und Angua, Vimes, Nobby Nobbs, Wee Mad Arthur (der tatsächlich einen längeren Auftritt hat) sowie Eskarina Smith, kurz Esk, die seit Equal Rites verschollen war. Auch gibt es einen Besuch im Boffo-Laden.

Dennoch bleibt das Gefühl, dass dieser Abschnitt im Buch nicht wirklich der Charakterbildung oder der eigentlichen Geschichte diente, sondern eher aus Freude an dem Einflechten anderer Charaktere entstanden ist, zumal der Modus von Esks Auftritt stark an des Time Splicing aus Thief of Time erinnert.

Schließlich stellt sich heraus, dass Tiffany selbst schuld, sie eigentlich keine geborene Hexe am Ende aber alles Friede-Freude-Eierkuchen ist.

Ja, das trifft es in etwa. Die Menschen sind wieder nett zu Tiffany, sie hat einen neuen Freund, hat eine Schule gegründet, die Feegle leben mit den Menschen zusammen und Rincewind hat endlich Bratkartoffeln bekommen.

O.K.. letzteres war gelogen.

Aber was stört mich jetzt wirklich daran. In jedem Buch wächst Tiffany und es ging eigentlich immer irgendwie um ihren Weg hin zum Hexe-Sein. In diesem Band ist sie es bereits. Es besteht keine Frage. Dennoch scheint sie eben doch noch nicht wirklich allein klar zu kommen. Hinzu kommt, dass das ganze Buch den Eindruck hinterlässt, als hätte Pterry das dringende Bedürfnis möglichst viele Stränge in nächster Zeit abzuschließen. Was ich angesichts seiner Erkrankung gut verstehen kann, aber es kann eben auch etwas gezwungen wirken.

Darüber hinaus fehlt viel vom Sprachwitz der Scheibenweltrome der mittleren  Jahre, aber auch der Spannungsbogen. So hat man nie wirklich das Gefühl, dass Tiffany ernsthaft in Gefahr ist.

Und zu guter letzt tauchen ein wenig zu viele zufällige Hexen auf, die allesamt ohne jegliche Ausbildung besser mit Magie umgehen können als Tiffany.

Trotzdem habe ich das Buch mit meiner persönlichen Höchstgeschwindigkeit gelesen – die ziemlich langsam ist. Es ist in dieser Beziehung eben sehr schwer unparteilich zu sein, da ich gewisse Erwartungen an einen Pratchett stelle, die hier nicht erfüllt wurden. Dennoch ist es kein schlechtes Buch.


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