The Hobbit: An Unexpected Journey

Freitag, 14. Dezember 2012, 16:36
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Dies wird eine recht zwiespältige Rezi und enthält Spoiler.

Vorne weg erst einmal: ich fand, der Hobbit war ein kurzweiliger Film, der Spaß gemacht hat und für den es sich gelohnt hat, ins Kino zu gehen.  Ich mochte ihn lieber als LotR: Return of the King, aber die Begeisterung, die sich nach Fellowship bei mir eingestellt hatte, blieb aus. Letzteres liegt aber vermutlich daran, dass ich inzwischen kritischer an diese Verfilmungen ran gehe und vielleicht auch einfach älter geworden bin (was natürlich stimmt, aber über die Auswirkungen des Alters kann man sich ja immer streiten).

Handeln wir erst einmal die Technik ab, die für so viel Diskussion gesorgt hat: Es ist ungewohnt. Und es hat mich vermutlich abgelenkt, da die zusätzliche Schärfe auf andere Weise die Aufmerksamkeit bindet. Ich hatte den Eindruck, dass 3D dadurch besser zur Geltung kam, aber wenn ich ihn mir erneut ansehen würde, würde ich wohl darauf verzichten. Ich gehe allerdings davon aus, dass, wären meine Sehgewohnheiten anders (mehr HD),  ich es eher begrüßt hätte.

Dies aus dem Weg auf zu dem eigentlich zweitwichtigsten Teil (der wichtigste ist schließlich am Ende, ob ich mich gut unterhalten gefühlt habe, dazu s.o.): Wie ist die Umsetzung des Stoffes gelungen?

Der Film, wie man ja an anderen Stellen zur Genüge lesen konnte, folgt nicht nur der Hobbit-Buchvorlage, sondern zieht viel aus den Anhängen des Herrn der Ringe sowie anderen Quellen. Die Entscheidung, den Hobbit auszubauen, ist aus verschiedenen Gründen nachvollziehbar. Zum einen wäre da der Wunsch, den Charakteren mehr Tiefe zu geben. Der Hobbit ist ein Kinderbuch, und als solches ist es in vielen Passagen sehr viel informationsfauler als ein Buch für erwachsene Leser und einige Passagen wirken, aus der erwachsenen Sicht gelesen, sehr unmotiviert oder unwahrscheinlich. Schließlich muss man sich auch Fragen, an wen sich so ein Film wenden soll. Nach dem Herrn der Ringe musste die Frage mit: „An ein möglichst großes Publikum“ beantwortet werden, da ein Kinderfilm nicht den finanziellen Aufwand gerechtfertigt hätte, der notwendig war, um ein vergleichbares Produkt abzuliefern. Großes Publikum heißt aber auch eine andere Erzählstruktur, als der Hobbit ohne Ausschmückung erlaubt hätte.

Auch dass der Hobbit gerade für viele Nichtleser, die nur die Herr der Ringe Verfilmungen kennen, interessant sein sollte, erfordert zusätzliches Material, um die Filme aneinander anzupassen.

Daher sieht man die Zerstörung Dales/Thals in einer Rückblende, wie sie vom alten Bilbo erzählt wird und erfährt später auch, warum Thorin eigentlich Eichenschild genannt wird. Beide Sequenzen enthalten jedoch Änderungen, die entweder bis zu einem gewissen Grad unlogisch oder sogar langfristig Stoffändernd sind.

Auch später wird an der Geschichte einiges geändert, was für den späteren Verlauf kleine bis gewaltige Auswirkungen haben wird. Zum Beispiel wird Dain, der verwandte Thorins, der ihm am Ende mit 500 Zwergen zu Hilfe eilt, erheblich negativer dargestellt, zum einen dadurch, dass er nicht der große Held ist, der Azog getötet hat, zum anderen, weil Throrin erzählt, dass Dain jegliche Hilfe bei dem Unterfangen, den Drachen zu töten, mit der Begründung abgelehnt hat, dies sei Sache Thorins. Gewiss, kleine Änderung, aber sie verändert später die Dynamik.

Meine Tochter hingegen regte sich besonders über die Änderungen bei den Trollen auf, die den meisten Besuchern im Kino anscheinend nicht so wichtig war, weil sie sich meist nicht richtig an die Stelle erinnern konnten oder das Buch nicht gelesen hatten. Dadurch, dass die Motivationen und Konflikte zwischen den Charakteren jedoch verschärft bzw. neue für den Film geschaffen wurden, war die Änderung an dieser Stelle für mich notwendig, weil Thorin Bilbo sonst schlicht aus der Gruppe hätte werfen müssen.

Was mich persönlich wirklich gestört hat, war die Sequenz mit den Sturmriesen, die im Buch eher eingeworfen wirkte, und über deren Aufnahme im Film ich mich ursprünglich sogar freute (ganz davon abgesehen, dass ich immer noch nicht weiß, wer eigentlich für die Erschaffung der Sturmriesen im größeren Kontext von Mittelerde verantwortlich ist). Sie hinterließ am Ende bei mir einfach den Eindruck, als wenn Peter Jackson eben wieder nicht davon lassen konnte, eine unmotivierte Peter Jackson Sequenz einzubauen.

Nun mal was positives: Gandalf ist wieder Grau, was immer von Vorteil ist. Galadriel ist so schön und unantastbar wie eh und je und Elrond gewinnt allein dadurch, dass er in Rüstung vom Pferd steigt so viel an Elbigkeit, dass man sein ständiges Gegrummel im LotR verzeihen kann. Der Film ist insgesamt nicht so tragisch durchtränkt (bis hin zu albern an einigen Stellen), Zwerge sind endlich auch cool und unterschiedlich, Riddles in the Dark ist großartig, Gollum sieht so gut aus wie noch nie (hab ich das gerade wirklich geschrieben?),  und die Schlacht von Azanulbizar (ich musste es nachgucken) ist spektakulär (wenn auch falsch).

Ach, eine kleine Sache meine ich noch gesehen zu haben: eine Zwergenfrau. Wenn ich mich nicht getäuscht habe, wäre dies ein schwerer Patzer. Muss ich noch einmal drauf achten.

 


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