Brave Old World

Steampunk ist so ein Genre, bei dem die Grenzen zu anderen Literaturgattungen leicht verschwimmen oder auch aufgehoben werden. Schon bei den Geschichten H.G. Wells und Jules Vernes kann man sich streiten, ob sie nicht eigentlich Science Fiction sind, da sie für die Zeit , in der sie geschrieben wurden, Elemente enthielten, die eindeutig futuristisch waren.

Auf die gleiche Weise könnte man bei Brave Old World argumentieren, dass es sich um einen Zeitreisecomic mit Science Fiction und Alternate Reality Elementen handelt. Ich bin jedoch der Meinung, dass diese vier Hefte umfassende Geschichte durchaus alle Elemente des Steampunks enthalten, sprich: dampfgetriebene Maschinen, die im Jahr 1900 Maschinen unserer Zeit emulieren und Gedanken zur Auswirkung dieser Maschinen auf die Gesellschaft.
Nur dass in diesem Fall die Maschinen nicht von einer historischen Figur entwickelt wurde, die tatsächlich eine ihrer Ideen bis zum Ende verwirklichte, sondern von Zeitreisenden, 100 Jahre in der Zeit zurückversetzt.
Die Prämisse ist vermutlich ehrlicher und einfacher zu handhaben, denn der Autor geht von etwas aus, dass er kennt und kann die Beurteilung der Zustände der damaligen Zeit von Menschen unserer Zeit machen lassen, und nicht einen Charakter, der eigentlich in den gesellschaftlichen Konventionen gefangen sein sollte, Überlegungen anstellen lassen, die nicht Zeitgemäß sind. Daher wirken die Versuche der Helden dieser Geschichte, gegen die sozialen Ungerechtigkeiten wie auch die Diskriminierungen gegenüber Frauen und nicht-Weißen, glaubwürdig und nicht nur wie ein Sozialalibi.
Für den reinen Steampunkgenuß mag mancher vielleicht finden, seien die SF-Elemente zu stark betont, aber vom Standpunkt aus, handelt es sich bei Brave Old World wohl um eine der logischeren Herleitungen einer dampfgetriebenen Industrierevolution – wenn man erst einmal die Zeitreise akzeptiert hat.