Feen 2: Der Angriff beginnt

Mittwoch, 24. September 2014, 17:23
Abgelegt unter: Bücher | Tags: ,

Owithir, seine Männer und Reigerin hatten bereits ihr Brot gegessen, als ein weiterer Priester vor der Pforte erschien. Owithir kannte ihn, auch wenn er nur wenig mit ihm zu tun gehabt hatte. Er wusste, dass der ältere Diakon, der den Namen Heigadan trug, sich mehrfach bei der Jagd nach Ketzern hervorgetan hatte. Was dies genau bedeutete, wusste Owithir inzwischen nicht mehr zu sagen. Früher wäre er sich sicher gewesen, dass es für Heigadans Glauben sprach, für seine Aufopferung, seine Hingabe. Er hatte jedoch zu viele Priester erlebt, denen es Spaß zu machen schien, die Ketzer zu töten, und die dabei keine Rücksicht darauf nahmen, dass auch andere zu Schaden kommen konnten. Wenn Wächter starben, war das schlimm genug, aber sie wussten immerhin, auf was sie sich einließen. Wenn jedoch Gläubige, die sie schützen vorgaben, unter der Jagd auf die Häretiker litten, stellte sich für Owithir die Frage, ob sie dann nicht genauso gefährlich waren, wie die Menschen und Halbmenschen, die sie jagten.

Und, ohne es zu wollen, spürte Owithir die Person, die Heigadan war, als er auf ihn zukam. Es blieb die Hoffnung, dass der Diakon sich in der Stadt mäßigen würde.

Nachdem Owithir Heigadan die notwendigsten Details mitgeteilt hatte, hatte sich der Trupp auf den Weg gemacht, um die Spur wieder aufzunehmen. Reigerin hatte er der Obhut des Abts anvertraut.

„Er wird sich um dich kümmern.“ Er hatte sich vor sie gekniet und bei den Schultern gefasst. Es war eine Geste, die er bei Eltern mit ihren Kindern gesehen hatte. Sie wirkte vertraut und freundlich, familiär, etwas, nach dem er sich immer gesehnt hatte, obwohl er es lange nicht hatte wahrhaben wollen.

„Sollte mir etwas zustoßen, dann wird er dafür sorgen, dass du unterkommst.“ Er hatte ihr in die Augen geblickt und durch seine Hände gespürt, wie Furcht in ihr aufgestiegen war. Er mochte es nicht, fremde Gefühle zu spüren, hatte es nie gemacht, meist konnte er sich jedoch nicht dagegen wehren. Deswegen vermied er es meist, jemanden zu berühren. Reigerin hielt sich jedoch jeden Tag an ihm fest und ihre Gefühle schienen ihm inzwischen so vertraut wie seine eigenen.

„Ich will nicht hier bleiben, lasst mich nicht allein, Wohlehrwürden.“, Owithir hatte im Augenwinkel wahrgenommen, wie der Abt ob der falschen Anrede hatte Einspruch erheben wollen, ignorierte jedoch die Bewegung.

„Ich komme wieder. Die Götter haben mich beschenkt und werden mich beschützen. Wir werden zurückkehren, Reig.“ Er schenkte ihr ein mühsames Lächeln und Reigerin antwortete ihm mit einer unziemlichen Umarmung, die Owithir geschehen ließ.

 

Sie hatten die Hafenstraße erreicht, ohne dass Owithir die Spur gesehen hatte. Die beiden Dämonenbeschwörer schienen einen Bogen um den Tempel Veshtajoshs gemacht zu haben, was niemanden wundern sollte. Auf der großen Straße jedoch zogen sich die leuchtenden Fäden hin und her, und die neuste führte direkt zum Markt. Owithir stellte sich an den ersten Stand und blickte die Reihe hinunter. Die Spur verschwand in einer Marktgasse.

„Diakon, führt die Zwanzig die Reihen hinunter. Ich werde mit meinen Männern am Rand des Markts entlanggehen. Die Ketzer sind hier. Seid bitte vorsichtig und verletzt niemanden.“

Heigadan legte den Kopf zur Seite und brüllte: „Wächter, in Vierergruppen die Gassen entlang.“ Der Ausdruck in seinem Gesicht verriet nicht, was er von Owithirs Worten hielt, der fehlende Gruß jedoch sprach Bände.

„Wartet mit eurem Angriff auf mein Wort. Versucht nicht, die Hexer ohne meine Hilfe gefangen zu nehmen.“ Owithir blickte den Männern mit einem unguten Gefühl hinterher, dann machte er sich selbst auf den Weg, gefolgt von seinen fünf Gefolgsleuten.

Es dauerte nicht lange bis er den Ursprung der Spur entdeckte. Der Mann rannte die Gassen entlang, ohne sich umzusehen. Er strebte auch keinem Ausgang zu. Wo er hin lief, konnte Owithir nicht erkennen, es lag jedoch nahe, dass er wusste, dass seine Verfolger ihn eingeholt hatten. Der Priester schickte Laftin und Kalig zur rechten, behielt Marinam bei sich und sandte die beiden anderen nach links. Dann gingen sie gemeinsam voran, immer auf den Hexer zu. Seine Männer hielten ihre Armbrüste Schussbereit, ein Umstand, der Owithir schlimmes befürchten ließ, denn auf dem Markt liefen immer noch zu viele Unbeteiligte herum. Er sah aber ein, dass sie mit ihren Nahkampfwaffen kaum eine Bedrohung für die Hexer darstellen würden.

Plötzlich blieb der Dämonenbeschwörer stehen. Er schien sein Ziel erreicht zu haben, blickte sich jedoch um, bis er Owithir direkt in die Augen zu sehen schien.


Keine Kommentare bisher • RSS-Feed für KommentareTrackBack URI

Hinterlase deinen Kommentar!



Einen Kommentar hinterlassen