Feen 2: Kampf auf dem Markt 1

Montag, 22. September 2014, 14:29
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Inzwischen waren die ersten Marktweiber dabei, ihre Stände abzubauen um in ihre Hütten vor der Stadt zurückzukehren. Hylei und Pethen hatten sich nur kurz in einer Seitengasse des Marktes getroffen, um ihr weiteres Vorgehen zu besprechen. Mit dem wenigen Geld, das ihnen zur Verfügung stand, wollten sie sich so gut es ging ausrüsten. Jeder für sich schlenderte über den Platz und arbeitete seinen Teil ihrer Einkaufsliste ab. Sie besaßen beide keine Erfahrung im Feilschen, der Umstand, dass viele noch ein Geschäft am Abend machen wollten, kam ihnen jedoch zur Hilfe.

Pethen versuchte Hylei im Auge zu behalten, was nicht weiter schwer war, denn sie leuchtete wie eine Spiegellampe in seiner Sicht. Tatsächlich war es schwerer, sich nicht von ihr ablenken zu lassen. Was der Fremde ihm über seine Sicht gesagt hatte, war ihm dabei nicht hilfreich. Sobald Hylei ihn nach dem Gespräch wieder allein gelassen hatte, hatte ihn die Neugier gepackt und er hatte vorsichtig den Kreis, in dem er alles zu sehen glaubte, weiter und weiter ausgedehnt, bis er tatsächlich die ersten Häuserreihen um sich herum durchbrochen hatte. Dann hatte er sich zwingen müssen, wieder in der Nähe zu sehen, ein verzweifeltes, erfolgloses Unterfangen. Verzweiflung, Angst, Panik. Dann, plötzlich und schmerzhaft, hatte ihn jemand gerüttelt. Allein die Berührung war wie der Stich mit einem weiß-glühendem Eisen gewesen. Er hatte aufgeschrien, war zurückgeschreckt, zusammengezuckt, auf die Knie gefallen. Aber seine Sicht war wieder um ihn herum, bis zum nächsten Haus. Er hatte aufgeblickt und einen der anderen Arbeiter gesehen, mit seinen Augen, und ließ sich von ihm beim Aufstehen helfen.

Seitdem musste er kämpfen, um nicht weiter zu sehen, als er es tatsächlich wollte, gerade so, als hätte dieser eine Vorfall Schleusen geöffnet, die nur unter Anstrengung geschlossen blieben. Daher entging ihm nur wenig von dem, was auf dem Markt geschah, auch wenn er nicht alles begriff oder auch nur verarbeiten konnte. Der Priester und die Krieger, die ihn begleiteten, konnten ihm nicht entgehen, als sie am Rand des Marktplatzes erschienen. Er hätte sie jedoch nicht weiter beachtet, wenn der Priester nicht eben so stark geleuchtet hätte, wie Hylei, nur in einer anderen Farbe, soweit er dieses Leuchten als Farbe betrachten konnte. Wenn man ihn gefragt hätte, hätte er vermutlich gesagt, dass das Licht, dass den Mann umgab, weiß war. Anschließend hätte er sich selbst berichtigt und für einen kurzen Moment darauf bestanden, dass es doch ein Blau war, bis er sich wieder zu weiß korrigiert hätte.

Er hatte schon mehrfach versucht, sich mit seiner Sicht selbst zu betrachten. Aber selbst wenn er seine Arme und Beine sehen konnte, sahen sie doch niemals anders aus, als wenn er sie durch seine Augen betrachtete. Nur dass sich dieser blasse, blaue Schimmer über sie legte, den er in seiner Sicht auch über allem anderen sah. Inzwischen wusste er diese Einfärbung seiner Umgebung als Zeichen zu deuten, dass er nicht mehr durch seine Augen blickte und achtete bewusst darauf, denn oft genug bedeutete dies, dass seine Augen geschlossen waren.

Obwohl er den Priester noch nie bewusst auf diese Weise gesehen hatte, wusste er durch dieses besondere Leuchten sofort, um wen es sich handeln musste. Auf den Reisen hatte er einfach zu oft darüber nachgedacht, dass die Magie, mit der der Priester Meister Zelon an einen Baum geschleudert und ihn selbst angegriffen hatte, seiner eigenen viel ähnlicher war, als alles, was Meister und Schüler der Magierzuflucht hatten zaubern können, selbst wenn erst der fremde Mann es ihm bewusst gemacht hatte. Es hieß immer wieder, dass die Götter ihren Propheten besondere Gaben verliehen, aber wenn diese Gabe von den Göttern stammte, dann war auch er, Pethen, gesegnet worden.

Er begann zu rennen, an den Marktständen, Zelten und Buden vorbei, schließlich zwischen ihnen hindurch, um zu Hylei zu gelangen. Am Rande seiner Wahrnehmung nahm er wahr, dass sich der Priester, ihr Verfolger, mit nur fünf Kriegern um den Markt herum bewegte, während der Rest sich langsam die Einkaufspfade entlangarbeitete und dabei die Menge vor sich herschob.

 


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